Fliegergeschichten Deluxe – Part 1: Der Eishockeyarzt, das halbe Glas Rotwein und warum Garderoben auch interessant sein können

Was wäre das Leben als Flugbegleiterin ohne diese Geschichten, die eigentlich niemand glauben würde – außer man arbeitet in einem Flugzeug! Und weil ich seit 28 Jahren mit dem Koffer die Welt durchquere, kommen solche Anekdoten fast schon selbstverständlich daher.

„Alltagserlebniss“#1 – Der Eishockeyarzt und der finnische Patient

Mitten im Service – von München nach Helsinki – erschallt der Ruf über die Bordlautsprecher:

Dringend zweiten Flugbgleiter in die hintere Galley!!!

Geschwind und leicht hektisch den Getränketrolley aus dem Kabinengang geschoben und nach hinten gespurtet.

Auf dem Küchenboden liegt ein Herr, der Kollege über ihn gebeugt. Der Mann ist augenscheinlich nicht in besonders guter Verfassung.

Ich greife beherzt zum Telefonhörer und rufe einen Arzt aus. Und dann – wie bestellt – meldet sich der Mannschaftsarzt der deutschen Eishockey-Damen-Nationalmannschaft aus der vorletzten Reihe.

Diagnose: mega Oktobefest-Delirium, Restalkoholpegel vom Vortag, und ein fatal unterschätztes halbes Glas Rotwein an Bord. Kreislaufkollabs!

Und natürlich spricht der Patient nur Finnisch! Was auch sonst.

Nach einiger Recherche finden wir im Flieger den mitreisenden Freund des maladen Herrn, der uns mitteilt, dass der junge Mann nach dem Oktoberfestbesuch am Vortag, die Nacht bereits wegen einer Alkoholvergiftung im Krankenhaus verbracht hat. Großartig!

Nicht mal alles Flieger-Glück rettet einen vor solchen Anfängern!

Immerhin: Wir konnten den Mann wieder stabilisieren und nach der Landung warteten schon die Flughafensanitäter auf ihn– Ich bin überzeugt, dass der Herr diesen Flug garantiert nie vergessen wird. Wir allerdings auch nicht.

„Alltagserlebnis“ #2 – Der Schnaps, das natürliche Bedürfnis und der Schrank

Natürlich gibt es im Flieger regelmäßig solche Scherze, bei denen man sich fragt, ob da wirklich alle wach sind. Nun meine absolute Nummer-eins-Geschichte in Sachen „fehlgeleitete Naturbedürfnisse“:

Ein stark angetrunkener Herr, der schlafend und schnarchend in seinem Sitz sitzt.

Er lebt, er macht Geräusche, soweit also alles gut. Irgendwann während der Nacht erwachter dann wohl und steht auf. Recht zielstrebig marschiert er in Richtung Galley, wo sich vermeintlich auch die Waschräume befinden.

Leider verwechselt er die Türen, öffnet unsere Garderobe und steht plötzlich mitten zwischen Crew-Jacken und Passagierjacketts und läßt es laufen. Im wahrsten Sinne.

Die Kollegin, die in der Küche Wache hat bemerkt ihn erst, als er schon am „machen“ ist. Im gleichen Moment komme ich, auf einem meiner Rundgänge, dazu.

Ihr Kommentar in dem Moment war wirklich sensationell: „Ach, das war doch mal wieder so richtig nötig!“

Unter Geleit und einer Verwarnung bringen wir den Herrn zu seinem Sitz zurück. Aufgrund des Pegels, ist er sich gar nicht wirklich einer Schuld bewusst. Als wir am nächsten Morgen landen, kann man gar nicht so schnell schauen, wie er verschwunden ist. Irgendwas muss er wohl doch mitbekommen haben.

Man kann gar nicht so schnell blinzeln, wie aus einem Mantel ein Feuchtbiotop wird.

Was bleibt? Crew-Humor über alles!

Ob betrunkene Finnen mit Rotweinsehnsucht oder Garderoben-Desaster: Fliegergeschichten halten das Crew-Leben am Laufen, lassen uns selbst in der achten Flugstunde noch grinsen – und schenken die besten Gesprächsthemen fürs Layover. Und wer weiß, vielleicht ist der nächste Abenteuerroman über Crew-Alltag ja schon in Planung…?! Material gäbe es mehr als genug.

Bis dahin: Lächeln polieren – und immer den gesunden Humor im Handgepäck bunkern!

Und einen Ersthelferkurs sollte auch jeder Nicht-Flugbegleiter machen. Man weiß schließlich nie, was einen im Alltag mal erwartet.

Lies doch gerne weiter über den Alltag im Flieger

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